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Wie sag ich's meiner Therapeutin?

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thornbird11:
Hey!

Nach etwas längerer Abwesenheit melde ich mich zurück.

Mein 30. Geburtstag rückt in greifbare Nähe (noch 4 Wochen) und eigentlich wollte ich mich bis dahin vor meiner Familie und meinen Freunden geoutet haben. Ob ich das wirklich schaffe, bin ich mir nicht so sicher. Ich habe immer noch furchtbare Angst vor den Reaktionen und außerdem muss ich dann erst mal erklären, was non-binary überhaupt bedeutet.

Doch vorher steht noch ein anderer Termin an: der bei meiner Therapeutin. Ich habe sie jetzt seit Juni nicht mehr gesehen und damals habe ich mich nicht getraut, sie einzuweihen. Dann war erst ich im Urlaub und anschließend sie, sodass wir uns jetzt ungefähr 3 Monate nicht mehr gesehen haben. Ich war erst zwei, drei Mal bei dieser Therapeutin, da meine alte Therapeutin, zu der ich sehr großes Vertrauen hatte, aufgehört hat. Trotzdem denke ich, ich sollte das Thema Geschlechtsidentität bei meinem nächsten Termin ansprechen. Am Dienstag (17.09.2019) ist es soweit und ich habe echt gar keine Ahnung, wie ich das Thema anpacken soll. Weiß sie überhaupt, was non-binary bedeutet? Wird sie das überhaupt akzeptieren oder wird sie von mir eine Entscheidung zwischen männlich und weiblich erwarten? Ich mache mir echt total Sorgen, dass sie mich nicht ernst nehmen könnte, da genderqueere Geschlechtsidentitäten hier immer noch ziemlich unbekannt sind.

Habt ihr ein paar Tipps für mich, wie ich das Thema ansprechen könnte? :icon_confused:

Liebe Grüße
Mim

Iztaccihuatl:
Hallo Mim,

Ist Deine Therapeutin auf Fragen der Geschlechtsidentität spezialisiert, oder haben die meisten ihrer Patienten andere Probleme? Wenn ja (was ich für Dich hoffe), dann dürfte das an sich kein Problem sein.

Du könntest ja einmal so beginnen: „Ich habe in letzter Zeit einiges über non-binary und genderqueere Personen gelesen und ich erkenne mich voll darin wieder und diese Konzepte sprechen mich total an. Was wissen Sie darüber und könnten wir nicht in dieser und den nächsten Sessions daran arbeiten ob das für mich zutrifft?“

Vergiß nicht daß Therapeuten das bestmögliche Ergebnis für Dich im Sinne haben sollten, und nichts anderes. Ein guter Therapeut sollte daher Dich darin unterstützen, herauszufinden ob Du non-binary bist und was Du im Leben ändern kannst, um besser Deiner Geschlechtidentität sowohl nach innen als auch nach außen Ausdruck geben zu können. Außerdem sollte ein guter Therapeut Dir helfen können Dich zu Deiner Familie und Freunden zu outen.

Ich möchte noch anmerken, daß ich es für keine so gute Idee halte, Deinen 30. Geburtstag als eine Art Deadline zu sehen. Arbeite zuerst mit Deiner Therapeutin und entwickle mit ihr einen Plan, wie Du andere Leute einweihen kannst. Wenn das dann mehrere Monate oder länger dauert, sollte das wohl nicht so schlimm sein, aber der psychologische Druck so einer Deadline kann enorm sein.

Hoffe das hilft!

Liebe Grüße,

HM


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thornbird11:
Hallo HM,

vielen Dank für deine Antwort und Tipps.

Nein, sie ist nicht darauf spezialisiert. Ich gehe eigentlich wegen meiner psychischen Probleme zu ihr. Sie ist Soziotherapeutin, also so eine Art Sozialarbeiterin (denke ich). Aber ich möchte so gerne über das Thema Geschlechtsidentität mit ihr sprechen, weil es mich doch sehr beschäftigt.  :eusa_think:

Aber du hast recht, sie wird mir sicher helfen wollen. Ich male mir mal wieder völlig ohne Grund irgendwelche Horrorszenarien aus.  :P

Stimmt, es ist eine blödsinnige Idee, den Wechsel von den 20ern in die 30er als Deadline zu betrachten. Ich muss mir erst mal im Klaren darüber sein, wer und was ich bin. Ich hoffe, meine Therapeutin kann mir da weiterhelfen.

Danke für deine Hilfe!

Liebe Grüße
Mim

Iztaccihuatl:
Nichts zu danken. Laß uns bitte wissen wie das Gespräch mit Deiner Therapeutin so gelaufen ist.

Liebe Grüße,

HM


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thornbird11:
Pheeeeeeew!!! Ich hab's hinter mir. Ich war ja SO nervös. Aber es war die richtige Entscheidung, mit meiner Therapeutin darüber zu reden. Ich habe sie gefragt, ob sie von nicht-binären Geschlechtsidentitäten gehört habe und sie hat es bejaht. Daraufhin habe ich ihr erzählt, dass ich in letzter Zeit oft über meine Geschlechtsidentität nachgedacht habe und das Gefühl habe, mich momentan irgendwo zwischen Mann und Frau zu befinden. Sie hat aufmerksam zugehört, gelächelt und mir ein paar Fragen gestellt. Ich habe ihr auch erzählt, dass ich noch nicht geoutet bin (von zwei Freundinnen abgesehen) und sie meinte, das wäre gut und ich solle mir damit Zeit lassen. Erst wenn ich mir selbst im Klaren sei, was ich empfinde und welchem Geschlecht ich mich zugehörig fühle, solle ich damit rausrücken. Denn sonst ist es - vor allem für meine Eltern - etwas zu verwirrend.

Ich bin jedenfalls echt froh, es getan zu haben.  ;D

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