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Schwierigkeiten mit meiner Denkweise und Einflüsse der Erziehung überkommen
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golden_ocean:
Hallo Linde,
nochmal das, was ich auf Englisch geschrieben hatte:
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Dear all.
I (27) noticed that thinking about gender gives me headaches from time to time when I think too much especially when it is about myself.
I am off testosterone again due to skin reactions and waiting for my next appointment - which is soon. (I am not taking any medication (never have) and have no mental disorders. Additionally, I am in very good physical health).
However, thinking about society judging me (such as conservatives saying that it is body mutilation and a mental disorder), my parents who have to adapt to all those changes (my mum's negative statements about my decision. who also says that I am mentally not right in these regards and also negative comments about men) and the fear (not the changes which I am fine with (I was 3 weeks on t and was perfectly fine - mentally and physically) but the fear of not knowing how everything will develop (by that I mean the unknown future und whether it is permanently for me))... kind of scares me. It is not always like that but I have phases.
My mum is also on the conservative side and I am pretty sure that the way I was brought up has had an impact on my way of thinking - on one side I feel like doing it; I am scared by the statements from conservatives. I feel like if I continue living as a "woman" it is kind of an empty life for me (as before). And then thoughts come up like "just force yourself"/"your body is in perfect health why do this to yourself" etc.
I have two years of intense (weekly and bi-weekly) therapy being me.
My life feels wrong right now - I feel like I wanna hide, and not do anything (just work but not live my life). I just cannot commit to what my mum wishes but then I don't wanna disappoint her; I get scared and headaches thinking about gender and then try to ignore the whole thing until "something comes up again".
How can I break out of this cycle? Do you also get headaches when thinking about it too much?
I feel like it is all kind of connected.
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Ich hatte gestern eine schlechte Phase. Ich hatte mit einem meiner Freunde kurz über "meine Entscheidung" (wenn ich es mal so nennen darf) gesprochen. Doch wenn ich drüber rede und zu viel nachdenke, setzt das Thema bei mir mentalen und emotionalen extremen Stress aus. Es ist dann schon quasi eine Tortur.
Ich glaube es hat auch vieles mit meiner Erziehung zu tun. Diese Gedanken über mich und das durchringen meinen eigenen Weg zu gehen anstatt auf andere zu hören.
Hier etwas zu meinem Hintergrund:
Meine Mutter kommt aus Schlesien und hat eine strenge katholosche Erziehung genossen (was natürlich auch teils bei mir angewendet wurde - wie gelegentliche Schläge und das "Gesellschaftliche Bild"). Ich war schon immer in ihren Augen nicht richtig, da ich "nicht so bin" wie sie es sich zu wünschen versucht (ganz anders als meine Schwester - welche sie nicht kritisiert, da "alles stimmt").
Entweder sind meine Haare viel zu kurz, ich bin zu dick (was ich gar nicht bin) oder zu faul. Und ich kann noch vieles schreiben worüber ich hier und da im Leben kritisiert werden. Oft zieht sie dann Vergleiche zu sich (d.h. ich sollte mich doch an ihr orientieren). Ich entgegne dann immer, dass ich diese Vergleiche nicht gut finde und sie es nicht machen sollte, da jeder ein eigenes Leben hat und anders ausschmückt etc. aber natürlich hinterlässt sowas immer Spuren - besonders, wenn es jemanden schon seit Jahrzehnten eingredet wird. In Kurzform heißt es: Sie weiß was das Beste für mich ist/was gut für mich ist und ich sollte daher auf sie hören, da sie mich am besten von allen Leuten kennt (ihre Aussage).
Manchmal kommt es bei mir mittlerweile mental so weit - das ich nicht mehr weiter weiß. Ich will einfach "nichts zun" (gefühlsmäßig) - d.h. mich erst gar nicht für irgendwas entscheiden, sondern vergraben. Da, ich "sowieso nur falsche Entscheidungen treffe" (was nicht stimmt - aber leider denke ich so). Ich habe dieses Jahr z.B. aufgrund ihrer Kritik (am Gehalt, was sehr gut war für einen ersten Job) ein Jobangebot in England abgelehnt und ich bereue es nicht angenimmen zu haben. Warum gebe ich dies als Beispiel? Weil ich auf meine Mutter gehört habe und ich es bereue. Nachher kamen sowieso wieder Kommentare, dass ich zu langsam mit dem Studium bin (ich bin ein Semester über) und, dass ich doch mal anfangen sollte zu arbeiten (tja, doch genau wegen ihr habe ich es abgelehnt). Leider widerspricht sich meine Mutter oft, was auch viele meiner Freunde feststellen.
Ich werde von meiner Mutter mehr oder weniger Ablehnung und Kritik erfahren, wenn ich diesen Weg gehe und es wird mir permanent eingeredet/werden, dass ich einen Fehler begehen werde/oder dann begangen habe. Dies tut mir mental leider nicht gut. Sie sagt, dass ich so beeinflussbar bin (das sagt sie immer, wenn ich eine Entscheidung fällte, die ihr nicht gefällt); aber sie sagt dies nie, wenn es um ihre Vorschläge geht. Ich will nicht sagen, dass sie eine schlechte Person ist - sie hat definitiv auch ihre gute Seiten, wir kommen generell miteinander klar - aber diese Einstellung, die ich hier im Text schreibe macht mir sehr zu schaffen.
Ich versuche mir mittlerweile einzureden, dass es vlt. das beste wäre, wenn ich einfach so "verweilen sollte" - auch, wenn ich denke, dass mein Leben so nicht sehr viel Wert ist und hergibt. Ich fühle irgendwie erniedrigt. Die Erziehung hat natürlich auch einen Einfluss auf mein Denken - dieses: "ich sollte SO sein" (die "Standard" gesellschaftliche Sichtweise); was ich nicht kann - nicht weil ich nicht will, aber weil es sich falsch anfühlt.
Ich werde später mehr reinschreiben -
Danke fürs zuhören.
Linde:
Mein Lieber (hast du einen Namen, den ich verwenden sollte?) Junge
Da ich vom linken Niederhein komme, sind wir natuerlich auch katholisch (oder ich war es). Mein Grossonkel war Dom Probst in Aachen. Aber Katholizismus hat mit der Art, wie deine Mutter ist, absolut nichts zu tun, sie verwendet die Religion nur als Deckmantel.
Ich habe auch ein Kind, einen Sohn, er ist 33 Jahre alt, und er hat sich auch nicht so entwickelt wie seine Mutter und ich es mir erhofft hatten. Meine Ex war Prof Dr an einer wichtigen Uni in den USA, und ich bin Dr. rer nat in Biomedizin. wir wollte natuerlich auch dass Unser Sohn studieren sollte, uw. Er ist aber Automechaniker geworden (hat spaeter den Meister gemacht, und leitet heute eine Werkstatt eines grossen OVP Unternehmens). Aber als Elter hatten wir etwas anderes fuer ihn geplant. So ist das mit Eltern und Kindern, daher kann ich deine Mutter etas verstehen, aber nicht die art wie sie es macht.
Wenn ich mir nun vorstellen wuerde, dass er Trans waere, wuerde ich verrueckt werden, da ich halt aus eigener Erfahrung weiss, wie schwer dieser Pfad ist! Eventuell ahnt deine Mutter etwas, und weis einfach nicht, damit umzugehen? Auf jeden Fall kannst du mit einem Come Out bei ihr keine Blumen gewinnen! Ich glaub mich zu erinnern, dass du Mitte 20 bist, also alt genug fuer deine eigene Wohung.
Du must aus dieser toxistischen Atmoesphaere raus, und dir dein eigenes Leben aufbauen du kannst nicht das Aergerziel deiner Mutter und Schwester bleiben. Das macht dich kaputt! Ja, England ar der ideal Fall, aber das hast du leider verpasst. Du kannst aber dein leben nicht nach dem Gutduenken deiner Mutter aufbauen, du musst ein eigens Leben fuehren (wie unser Sohn es machte). Wenn du dann mal Ruhe hast, solltest du dir einen guten Gender Therapeuten suchen, der dir Hilft, die Gedanken in deinem Kopf und deine Gefuehle richtig zu sortieren.
Dann wirst du auch im Klaren darueber kommen, ob du trans FzM bist, oder Binary, oder einer Art Fetisch nachlaeufst, oder ob du nur eine absolut frustrierte junge Frau bist, die derzeit vom Weiblichen einfach die Nase voll hat!
wenn du endlich weisst, was mit dir los ist, kannst du auch gezielt darauf hin arbeiten.
Lass die Reden der Schwester und der Mutter einfach abprallen, mach den Buckel rund, zieh die Schultern ein, und lass es an dir runterlaufen. Argumentieren und Erklaeren hilft derzeit absolut nicht. Du bist in ihren Augen ein Versager, und diese vorgefasste Meinung kannst du nicht aendern.
Es ist schon verwirrent, wenn man darueber nachdenkt, dass man eventuell im falschen Koeper steckt, der sich wie ein schlechtes Kostuem anfehlt welches man nicht ausziehen kann, und daher muss da professionelle Hilfe gesucht werden.
Ein Gender -Therapist muss her! Cis Freunde koennen das nicht verstehe, weil sie halt cis sid, und ihre Gehirn/Koeprer Kombination nie in Frage stellen! Du bist noch recht jung, und wenn du wirklich trans sein solltest, hast du fast ein ganzes Maennerleben vor dir!
Ich war gstern auf einer LGBTQ Gala, und der Sprecher war der Director von der US LGbTQ Organisation. Es war ein Trans Mann (uebrigens in Deutschland geboren). Ich haette nie im Leben gedacht, dass dieser sehr maennliche Mann mit Bart und tiefer Stimme, bis fast zu seinem 30. Lebensjahr eine Frau gewesen ist. Das hat mich einfach vom Stuhl geworfen!
Meine Veraenderung war ja relativ einfach, da ich immer eine Frau war, und nur gezwungen war, einen Mann zu spielen!
Aber dieser Mann hat mich absolut beeindruckt! Das koenntest du in 30 Jahren sein!
Wie gesagt, ziehe aus, such dir was Eigenes oder ein Wohngemeinschaft, bleibe nicht ein Anhaengsel deiner Mutter, gehe zu nem guten Gender Therapeuten, und fange an dein eigenes leben zu leben. Wenn sich deine Mutter spaeter zivilisiert zu dir verhaelt, kannst du die Beziehung wieder aufleben lassen!
Viel Glueck
und jede Menge Hugs (ich kann fuer n Weile deine Ersatzmutter sein)
Linde
golden_ocean:
Ich wohne schon alleine (bin jedoch finanziell abhängig aufgrund Studium - was ich bald beende). Jedoch ist der "Einfluss" meiner Mutter noch ziemlich hoch. Mein Vater sieht die ganze Sache lockerer und unterstützt mich, bat mich aber mir Zeit zu nehmen mit der Sache (was auch verständlich ist).
Mein Bruder (einige Jahre jünger) macht auch was anderes, als sich meine Eltern erhofft hatten, bis mein Bruder einen Zusammenbruch hatte - einmal ist er leider in die falschen Kreise gekommen, aber er fand sich auch von meiner Mutter kontrolliert. Mitterweile sieht es meine Mutter ein, dass eine Ausbildung auch ok ist - und es ist wirklich das Beste für ihn (meine Sicht), da er nicht für ein Studium gemacht ist.
"Wenn ich mir nun vorstellen wuerde, dass er Trans waere, wuerde ich verrueckt werden, da ich halt aus eigener Erfahrung weiss, wie schwer dieser Pfad ist! Eventuell ahnt deine Mutter etwas, und weis einfach nicht, damit umzugehen? " - Ich habe ihr schon davon erzählt (auch meinem Vater); meine Mutter stempelt mich als verrückt ab, mein Vater meint es ist ok und es liegt halt in der "Natur". Sie weiß über medizinisches Bescheid, da sie auch in der Berufsgruppe ist (Zahnärztin) - jedoch hat sie sich die Literatur, die ich ihr bereitgestellt habe nie angeguckt. Ich nehme an, dass sie sich über die Einnahme von Hormonen im klaren ist und wie die den Körper verwändern, aber generelles zum Trans*weg weiß sie nicht.
" Du kannst aber dein leben nicht nach dem Gutduenken deiner Mutter aufbauen, du musst ein eigens Leben fuehren (wie unser Sohn es machte). Wenn du dann mal Ruhe hast, solltest du dir einen guten Gender Therapeuten suchen, der dir Hilft, die Gedanken in deinem Kopf und deine Gefuehle richtig zu sortieren. " - Ich war in den letzten Monaten nur sporadisch bei der Therapeutin, die von dem "Problem" was ich habe weiß; ich dachte es hätte sich gebessert, doch ich kriege immer Rückfälle. Ich werde der Therapeutin nächstes mal sagen, dass es wohl besser für mich wäre mehr Sitzungen zu haben, da ich einfach nicht wirklich damit klarkomme.
Ich denke, dass ich in meinem Leben oft "Entscheidungsangst" habe und das bei vielen Sachen. Ich muss mal gucken wie ich dran arbeite. Ich glaube, dass kommt daher, dass mir im Leben oft gesagt wurde, dass ich mich "nicht so" entscheiden sollte und bitte auf die Eltern zu hören habe (aufgrund mehr Lebenserfahrung). Was natürlich nicht immer stimmt ... wie ich des öfteren feststelle.
P.S. Am besten einfach den Profilnamen verwenden ;) Ich wollte meinen richtigen Namen nicht öffentlich machen.
Linde:
Golden, als ich Anfangs mit meinem Kopf nicht klar kam, bin ich woechentlich zur Therapeutin gegangen. Wir alle sind verwirrt wenn wir feststellen, dass da mit unserm Koerper etwas falsch gelaufen war! Der Kopf weiss 100% welches Gesch;echt man ist, und dann schaut man auf seinen Koerper, und sieht etwas gegensaetzliches. Welcher normale Mensch sollte da nicht verrueckt werden?
Du hast ja scheinbar noch eine bescheuerte Aerztin, die dir nicht glauben will, und auch nicht versucht herauszufinden, was denn mit deiner Reaktion wirklich los ist! Absolut bescheuert. Ob deine Mutter in der Ausbildung viel ueber Hormone gelernt hat, weiss ich nicht, da ich kaum Ahnung habe, was Dentisten denn so beigebracht wird (ausser uns so viel Schmerzen zu bereiten, wie moeglich >:-)). Daher koennte sie weniger informiert sein, als du, und sie scheint sich auch zu verweigern, dazulernen zu wollen. Eine Art Vogel Strauss Taktik, wenn ich nicht hinschaue, ist meine vermeintliche Tochter auch kein Mann!
Kannst du dich nicht finanziell von deiner Mutter unabhaengig machen (eventuell steckt dir Vater ja ab und an ein paar Cents in die Tasche), indem du dir eine Teilzeitarbeit suchst. In USA arbeiten die meisten Studenten Studienbegleitend. Diese Abhaengigkeit macht dich verletzlich (was studierst du?). Oft ist es fuer viele Arbeitgeber interessannt, einen frisch gebackenen XXX mit Berufserfahrung zu bekommen. Dadurch wissen sie, dass du Belastungen aushalten kannst, dich ins Arbeitsleben einfuegen kannst, und trotzdem noch lernen willst und kannst!
Aber das Wichtigste ist die finanzielle Unabhaengigkeit. Wenn Deine Mutter keine Druckmittel mehr ueber dich hat, wird sie es sich sicherlich ueberlegen, ob sie ihr Kind verlieren will oder sich damit abfindet, dass ihr Kind sich anders entwickelt hat als geplant.
Du musst auf jeden Fall deinen eigenen Weg gehen, denn nur du lebst in deinen Koeper, und nur du weisst wie es sich anfuehlt in diesem Koeper zu leben!
Ein guter Therapeut kann dir helfen, die wirren Gedanken in deinem Kopf zu entwirren, und dir helfen, einen relativ geraden Weg zu deinem Ziel zu finden. was immer das Ziel sein wird, es ist wichtig, dass du dort gluecklich werden kannst.
So, das war das ort zum Dienstag!
Hugs
Linde
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